Juliane Kratzer
06/12/2022
Juliane Kratzer
06/12/2022
Ach, Wochenende! Zwei Tage lang keine Schule, nur Entspannung und Sonnenschein… Naja, nicht so ganz. Auch an Samstagen und Sonntagen haben die Kinder hier einiges zu tun. Anstatt am Samstag lange auszuschlafen, geht es in der Früh in die Kirche – zum Katechismus. Auch wenn dieser (um ca. 9:30 Uhr) zu Ende ist, steht noch keine Freizeit auf dem Programm. Jetzt wird die Wäsche, die sich unter der Woche so angesammelt hat, gewaschen. Dazu begibt sich die ganze Mannschaft nach draußen, bewaffnet mit Seife, Waschpulver und Plastikkübeln und los geht das große Waschen – alles mit den Händen. Neben Pullis und Hosen, werden auch Schuhe (inklusive Schnürsenkel), Handtücher und die Waschbottiche selbst geschrubbt, bis alles glänzt. Wenn dann der ganze Platz und alle Kinderfüße nass sind und die Kleidungsstücke auf dem Wäscheständer vor sich hin tropfen, gibt es erst einmal Tee und Toast. Wer noch Hausübung hat, erledigt diese.
Für alle, die frei von schulischen Verpflichtungen sind, geht es hinaus in den Garten. Dann wird gerutscht, Springschnur gesprungen und auch Fußball gespielt. Dabei ist es gang und gäbe, dass mit dem Ball auch mal ein Schlapfen hoch in die Luft fliegt.
Um circa 14:00 Uhr werden die Kinder zum Mittagessen gerufen. Alle stellen sich in einer Reihe in der Küche auf, bekommen einen Teller Muthokoi (eine Art Eintopf aus Bohnen und Mais) und wuseln wieder nach draußen, um sich einen Platz im Schatten oder in der Sonne zu sichern (je nach Wetterlage). Wenn die Teller leer und zurück in der Küche sind, geht es weiter mit Springschnüren, Fußbällen oder einem kleinen Spaziergang durch den Gemüsegarten (bei dem zugegebenermaßen gelegentlich die ein oder andere Jungpflanze ein wenig Schaden nimmt – kleine Kinder schauen nicht immer so genau, wohin sie ihren Fuß setzen).
So vergeht der Nachmittag draußen (und meistens bei Sonnenschein), bis um 16:00 Uhr alle nach drinnen und in die „washrooms“ gerufen werden. Es ist Zeit, zu baden und den Berg an Wäsche, der inzwischen (größtenteils) getrocknet ist, zu falten. Viele Kinder heißt viel Wäsche, was bedeutet, dieser Prozess dauert. Bis ca. 17:30 Uhr. Dann gibt es nochmal die Chance, die Hausübung zu vollenden, wenn das nicht schon passiert ist oder fernzusehen. Wie an den Wochentagen auch, gibt es um 19:00 Uhr Abendessen, danach werden alle ins Bett geschickt.
Aber das Wochenende besteht ja bekanntlich aus zwei Tagen. Der Sonntagmorgen ist den Vorbereitungen für die Kirche gewidmet. Die All Souls School-Kinder ziehen ihre Uniform an (zu Werbezwecken wie mir berichtet worden ist), es gibt hart gekochte Eier mit Toast und Tee zum Frühstück und um 9:00 Uhr (ungefähr), schichten sich 18 Kinder und um die fünf Erwachsenen in einen 14-Sitzer, um zur Kirche zu fahren. In der Messe wird getanzt, gesungen, gelacht – kurz: es ist um einiges lebendiger als ich das von Gottesdiensten in Österreich gewohnt bin. Aber es dauert auch etwas länger. Um 11:30 Uhr kommen wir wieder im Children Center an. Dann steht Schuhe Putzen und „tea break“ auf dem Programm, gefolgt von Spielen im Garten. Der Rest des Sonntags ist dem Samstag zum Verwechseln ähnlich: Spiele, „lunch“ (an Sonntagen gibt es statt Muthokoi Reis mit angebratenem Kraut), mehr Spiele, Baden, Fernsehen, Essen und Schlafen.
So vergehen die Wochenenden meistens wie im Flug – es ist auch ziemlich viel zu tun. Doch verglichen mit den Schultagen – die aus Unterricht, Baden, Hausübung und Essen bestehen – ist das Wochenende relativ frei. Und die Kinder genießen ihre Freizeit draußen im Garten. Kein einziges Mal habe ich „Mir ist fad“ oder „Ich weiß nicht, was ich machen soll“ gehört – was sich (wie die Messen) ziemlich stark von der gewohnten Realität in Österreich unterscheidet.
Ich werde weiter berichten.
Bis bald,
Juliane